Einer Einladung zum Klassentreffen nach Sachsen, habe ich es zu verdanken, dass ich zu meiner liebsten Jahreszeit im schönen Rabenauer Grund gelandet bin. Das traumhafte Wetter überzeugte mich recht schnell, meinen Aufenthalt im historischen Hotel Rabenauer Mühle spontan einige Tage zu verlängern, um das 80m tiefe, unter Naturschutz stehende Kerbtal der Roten Weißeritz zu entdecken. Hier sind nicht nur viele Sagen zu Hause, sondern auch die älteste Schmalspurbahn Deutschlands, die Weißeritztalbahn. In diesem Artikel nehme ich dich mit auf meinen Ausflug in die schönste Wanderregion im Osterzgebirge inklusive einer Berg und Talfahrt mit der historischen Schmalspurbahn.

Infos zur Wanderung Rabenauer Rundweg
Die Wanderung dauert je nach Tempo etwa 2 Stunden und ist gut kombinierbar mit einer Fahrt mit der Schmalspurbahn oder einem Besuch im Stuhlbaumuseum Rabenau.
Für die Tour habe ich Abschnitte des Rabenauer Rundwanderweges, des Nixensteiges und der Rabenauer Grund Wanderung kombiniert.
Rabenauer Rundweg
➸ Startpunkt/Zielpunkt: Bahnhof Rabenau
➸ Länge: 7 km
➸ Dauer: 2 Stunden
➸ Schwierigkeitsgrad: mittel

Von der Rabenauer Mühle nach Spechtritz
Ich starte die Wanderung praktischerweise direkt an meinem Übernachtungsort, dem historischen Hotel Rabenauer Mühle. Die vermutlich schon 1235 erbaute Mühle wurde 1488 erstmalig als Mahl-,Öl- und Schneidemühle erwähnt. Nach mehrmaligem Umbau erlangte sie 1830 das Schankrecht und wurde 1868 nach einem Brand als Gaststätte wieder aufgebaut. Heute ist die malerisch an der Roten Weißeritz gelegene Mühle ein empfehlenswertes Restaurant und Hotel. Das familiär geführte Haus kann ich dir wirklich empfehlen. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll zu schwärmen. Von den Geräuschen der Schmalspurbahn vielleicht, die direkt vor dem Hotel einen Haltepunkt hat. Das runde Pfeifen der Dampflok hat in mir Bilder aus Kindertagen geweckt oder vom wunderschönen Ambiente der Gaststube, mit dem grünen Kachelofen, auf dessen Bank gemütliche Kissen zum chillen einladen, vielleicht auch von der hausgemachten Aprikosen Marmelade auf dem Frühstücksbüffet oder dem liebevoll zubereiteten Rührei, dem plätschern des Baches und dem Blick auf den herbstlich bunten Wald?

Von der Mühle aus geht es an der gegenüberliegenden Ausflugsgaststätte Zum Wanderer vorbei einen schmalen, naturbelassenen Weg entlang, der mich schließlich über graue Steinstufen sehr abwechslungsreich über den Fels hinunter zur die Rote Weißeritz überspannenden Holzbrücke führt. Überhaupt ist die Artenvielfalt der Brücken über diesen wilden Gebirgsbach bemerkenswert. Die Rote Weißeritz durchfließt ab Seifersdorf das enge, naturbelassene Tal des Rabenauer Grundes. An einigen Stellen kommst du ganz nah an den Fluß heran und kannst auf den schönen aber manchmal rutschigen Steinen über das Wasser balancieren. Sehr schön ist auch eine Pause, um den leise gurgelnden Geräuschen zu lauschen.


Linksseitig des plätschernden Wassers geht es durch den herbstlich bunten Wald, an zerklüfteten, mit Moos bewachsenen Felswänden vorbei bis zur Goldstampfe, einem sagenumwobenen Stein. Eine Tafel erzählt folgende Geschichte. Die Goldstampfe im Spechtritzgrund neben der Brücke zum Lübauer Grund, wurde einst von einem Mann aus Oberitalien besucht, von den Einheimischen wurde er „Wale“ genannt, da er aus dem Welschland kam. Dieser siebte hier das Wasser der Weißeritz, das Gold enthielt. Mit großen Reichtümern beladen, kehrte er in seine Heimat zurück.


Staunend und immer wieder innehaltend laufe ich am Wasser entlang. Schließlich taucht auf der gegenüberliegenden Flussseite der Bahnhof Spechtritz auf. Eine Infotafel des 21 Kilometer langen Rabenauer Rundwanderweges klärt über die einst an dieser Stelle vorhandene historische Spechtritzmühle auf. 39 Mühlen, meist Getreide- und Brettmühlen wurden an der Roten Weißeritz betrieben, von denen die meisten nicht mehr existieren oder anderer Nutzung zugeführt sind. So auch die 1562 erstmals erwähnte Spechtritzmühle, die leider dem Hochwasser 2002 zum Opfer fiel. An ihrer Stelle laden nun Bänke zu einer Pause ein.


Spechtritz, Lübau und der Nixensteig
Am Bahnhof Spechtritz, der nach einem Hochwasser wieder aufgebaut wurde, quert der Weg die Gleise, um rechts den steilen Anstieg nach Spechtritz zu nehmen. Im Ort steht eine große Freiluft-Weihnachtspyramide, die jedes Jahr am ersten Advent feierlich in Betrieb geht. Die kleine Miniatur Bahnlandschaft, der Ziehbrunnen und die alten Arbeitsgeräte weisen auf die lange Geschichte des um 1300 von fränkischen Siedlern gegründeten Waldhufendorfes hin.



Kurz vor dem Ortende biegt der Weg rechts ein. Die Straße Zum Mühlenfeld führt vorbei an weiten Feldern. Von hier hast du einen großartigen Ausblick über den Rabenauer Grund und die umliegenden Orte. Der folgende schmale Bergpfad durch den herbstlich bunten Wald windet und schlängelt sich den Berg hinab nach Lübau.


Der kleine Ort schmiegt sich verschlafen an den Hang. Vorbei an verlassenen Häusern und interessanten Gärten geht es steil bergan. Ab Ortsmitte führt die Wanderung auf dem ausgeschilderten Nixensteig weiter, der sich erst über saftig grüne Wiesen, später im schönen Laubwald steil bergab schlängelt. Ich empfehle dir festes Schuhwerk, eventuell Stöcke und auf jeden Fall solltest du trittsicher sein. Der steile Abschnitt am Ende erfordert etwas Aufmerksamkeit. Die losen Steine und das feuchte Laub sind sehr rutschig, der Pfad ist schmal, der Hang geht steil hinunter.



Im Rabenauer Grund
Unten angekommen stehst du auf der Planwiese und auch hier gibt es eine Sage. Im Nixentump nahe der Planwiese wohnte seit jeher ein gutmütiger Wassergeist. Mit ihm wohnten seine Töchter, zwei Nixen. Diese bleichten in Vollmondnächten an der Planwiese ihre Kleider und Wäsche, tanzten und sangen dabei. Sie mischten sich unter die Bauernmädchen in der Lübauer Schänke, wo sie gern von den Burschen zum Tanze aufgefordert wurden. Einige begleiteten sie zum Tump, konnten jedoch nicht mit durch diesen gehen und den feuchten Palast erblicken.
Von der Planwiese aus geht es durch den malerischen Rabenauer Grund, entlang der Roten Weißeritz zurück zur Rabenauer Mühle. Auch auf diesem Teilstück bietet der Fluss viele Möglichkeiten ein wenig auf den Steinen zu balancieren. Der Gebirgsfluss durch den Rabenauer Grund erhielt seinen Namen von den Eisenoxidulen der Schellerhauer Zinnwäsche, die früher sein Wasser oft rot färbten.


Möglichkeit die Wanderung zu verlängern
Am Nixentump kannst du den Weg nach links Richtung Freital Coßmannsdorf wählen. Vorbei an den spektakulären Kaskaden, einem heute als technisches Denkmal geschützten Wasserkraftwerk, gelangst du zum Bahnhof der Schmalspurbahn. An den 10 Steinstufen des Kraftwerks, über die das Wasser der Roten Weißeritz laut tosend den Berg hinab schießt, steht eine Tafel mit allen Informationen zur Geschichte und den technischen Besonderheiten des Bauwerks.
Vom Bahnhof Coßmannsdorf aus kannst du die Wanderung mit einer Fahrt in der Schmalspurbahn beenden. Bitte achte auf den Fahrplan, da die Bahn nur 3x täglich verkehrt.


Infos und Tipps
Es folgen die wichtigsten Tipps und Infos zur Wanderregion Rabenauer Grund
Weitere Wanderungen um Rabenau
Sagenweg – dieser Weg führt dich an den Schauplätzen einiger Sagen der Gegend entlang. (Achtung: die Brücke zum Rabenauer Grund ist derzeit gesperrt, daher ist ein Übergang zum Wanderweg Rabenauer Grund nicht möglich.)(November 2021)

Rabenauer Rundwanderweg – auf 21,3 Kilometern verbindet dieser landschaftlich schöne Wanderweg alle 5 Ortsteile miteinander.
Was kannst du unternehmen in Rabenau
Stuhlbaumuseum
Um 1600 waren in der Stadt Rabenau neben wenigen strohgedeckten Lehmhütten noch ein Kirchlein und die schon zur Ruine verfallene Burg zu finden. Ringsherum erstreckten sich riesige Wälder. Die Einwohner nutzten diesen reichlich vorhandenen Rohstoff immer eifriger zum Broterwerb. So entstanden erste Schemel, Hocker, Truhen und auch Stühle. Im Museum erfährst du alles Wissenswerte zum alten Handwerk des Stuhlbaus und kannst sogar mein traditionellen Herstellen der Stühle zuschauen.
Adresse: Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau/Sachsen · Lindenstraße 2 · 01734 Rabenau
Fahrt mit der Weißeritztalbahn
Die Weißeritztalbahn ist die älteste öffentliche, in planmäßigem Betrieb befindliche Schmalspurbahn Deutschlands und gilt durch die Landschaftsvielfalt als eine der schönsten Strecken Europas.
Auf einer Gesamtlänge von 26,3 km führt die Strecke über 34 Brücken von Freital-Hainsberg entlang der Roten Weißeritz ins Osterzgebirge und überwindet einen Höhenunterschied von 350m.
Natürlich habe ich einen ganzen Tag mit der Bahn verbracht. Bei schönstem Wetter bin ich direkt vom Hotel auf dem offenen Wagen bis zur Endhaltestelle in Kippsdorf gefahren. Dort kannst du hautnah beobachten wie die alte Dampflock mit Wasser gefüllt wird. Nach einer halben Stunde ging es wieder ins Tal, ich fuhr bis Freital Hainsberg zur Endhaltestelle mit. Die Bahn schlängelt sich über zahlreiche Brücken durch den malerischen Rabenauer Grund. Mit einem Kaffee in der Hand ging es wieder bergan bis zum Hotel, in dem ich mir ein leckeres Essen gönnte. Dem aber nicht genug. Ich wanderte ganz gemächlich an der roten Weißeritz entlang, um in Freital Coßmannsdorf wieder in die Bahn zu steigen. Zur letzen Fahrt für diesen Tag, es wurde bereits dunkel. Ja, ich hab es genossen und so richtig ausgekostet. Gut, ein wenig Röstduft schwang mit mir mit, für den Rest des Tages. 😂


ÜBERNACHTUNG | STELLPLATZ | CAMPING
Für meinen Kurzbesuch habe ich im Hotel Rabenauer Grund übernachtet. Dieses kann ich dir wärmstens empfehlen. Das schöne Ambiente der alten Mühle findet sich im gesamten Haus wieder.
Weitere Übernachtungsmöglichkeiten findest du hier.
Campingplätze stehen in Malter/Paulsdorf und in Karsdorf zur Verfügung.
Campingplatz Heidemühlenteich, Am Heidemühlenteich in 01734 Rabenau OT Karsdorf Tel: 03504 612482
Campingplatz Paulsdorf, Am Bad 1A in 01744 Dippoldiswalde, OT Paulsdorf
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